Alien Wars - Sterneninvasion by Kloos Marko & Marko

Alien Wars - Sterneninvasion by Kloos Marko & Marko

Autor:Kloos, Marko & Marko [Kloos, Marko & Marko]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: 978-3-641-15348-9
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-06-14T16:00:00+00:00


13

DIE GROSSEN SEEN

Als ich jünger war, träumte ich oft davon, aus großer Höhe abzustürzen. Der erschreckendste Teil des Traums aber war das Gefühl der Schwerelosigkeit in dem Moment, als ich über den Abgrund hinaustrat – die Sekunde, in der ich begriff, dass ich fallen würde, und der Magen stülpte sich förmlich um. Der Traum erschien immer so real, dass ich ihn auch jedes Mal für die Realität hielt. Ich verspürte jedes Mal Entsetzen, als ich auf den Boden zuraste, und glaubte schon, mein letztes Stündchen hätte geschlagen.

Zwar wachte ich immer auf, bevor ich auf dem Boden aufschlug, aber in gewisser Weise erlebte mein Bewusstsein die letzten Momente vor dem Tod ein paar Hundert Mal. Ich erinnere mich auch, dass ich jedes Mal Bedauern verspürte – wegen Dingen, die ich getan oder versäumt hatte, und wegen all der Dinge, die ich nun niemals tun würde. Manchmal dachte ich auch an meine Mutter und an den Kummer, der ihr ohnehin schon freudloses Leben noch mehr beschweren würde, wenn sie ihr einziges Kind überlebte.

Diesmal entwickelt sich der Traum jedoch anders. Als ich über den Abgrund hinaustrete, stecke ich im Panzeranzug, halte das Gewehr, und ich bin mir dessen voll bewusst, dass ich nur träume. Dennoch ist das Gefühl der Schwerelosigkeit real, genauso wie die Furcht, die von mir Besitz ergreift, als ich in die Dunkelheit unter mir falle.

Diesmal wache ich nicht schon auf, bevor ich auf dem Boden aufschlage – sondern ich schlage nach einem Fall, der mir unwahrscheinlich lang erscheint, auf dem Boden auf. Ich komme aber nicht ums Leben, was nach einem Sturz aus solcher Höhe eigentlich geschehen müsste – wenn der Körper innerhalb einer Mikrosekunde zerschmettert wird, gerade lange genug, dass das Gehirn einen finalen Schock registriert, bevor es zu Brei zermatscht wird. Stattdessen erlebe ich den Aufschlag bei vollem Bewusstsein mit, den Schock, der durch den Körper läuft und wie jedes einzelne Molekül in mir aus seiner Struktur gerissen wird. Niemand kann einen solchen Sturz überleben, doch ich liege flach auf dem Rücken und atme noch immer. Nichts scheint gebrochen – ich verspüre gar keinen Schmerz –, und als ich mich aufzusetzen versuche, gehorcht mein Körper sofort. Mein Panzeranzug ist intakt, und das Gewehr hängt noch immer sicher am Gurtzeug an der Brust.

Dann leuchtet mir ein helles Licht ins Gesicht, und ich zucke zusammen. Ich spüre Hände auf den Schultern, die meinen Oberkörper halten, und schließlich entscheidet mein Gehirn sich dafür, den Traum fahren zu lassen und wieder in die wirkliche Welt einzutreten.

Das helle Licht ist das Ende eines Leuchtstifts, und er ist gerade einen Zoll von meinen Augen entfernt. Ich liege flach auf dem Rücken, und als ich die Handlung des Traums zu rekonstruieren versuche und mich aufsetzen will, kann ich mich gerade einen halben Zoll aufrichten, bevor zwei Hände mich sanft, aber nachdrücklich wieder in die horizontale Position bringen.

»Liegen bleiben, Soldat. Sie können sich noch nicht wieder aufsetzen. Sonst reißen die ganzen Nähte wieder auf.«

Die Stimme klingt jovial, aber auch professionell – wie jemand, der es gewohnt ist, Ratschläge zu erteilen, und der es auch gewohnt ist, dass sie befolgt werden.



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